Quelle: Familienbesitz
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Name | Schilz |
Vorname | Günther Rudolf |
Rufname | Günther |
Rang | Leutnant zur See |
Alias Rang / Name | Korporal John Weller |
Geboren | 22.09.1922 in Ginneken (Breda), Noord-Brabant (Niederlande) |
Gestorben / Hingerichtet | 30.12.1944 in Henri-Chapelle (Belgien) |
Grablage . | Erstbestattung in Henri-Chapelle. 18.01.1947 umgebettet auf die Deutsche Kriegsgräberstätte Lommel (Belgien), Block 18 / Grab 462 |
Marine-Nr. | I/41 – Januar 1941 – [10] |
Gruppe (2 Teams, genaue Einteilung unbekannt) | Horst Görlich, Arno Krause, Rolf Meyer, Erhard Miegel, Robert Pollack, Dietrich Wittsack |
Datum & Ort Gefangennahme | 23.12.1944 ca. 02.30 Uhr, in/bei Géromont nahe Malmedy (Belgien) |
Auszeichnungen | 23.03.1943 Beobachterabzeichen |
Letzte Einheit | Kommandokompanie Panzerbrigade 150 |
Vater | Robert Friedrich Schilz, geb. in Cochem (Rheinland-Pfalz) |
Rufname, Vater | Robert |
Beruf, Vater | Direktor (Kaufmann) |
Mutter | Katharina Charlotte Schilz geb. Schugt, geb. in Freiburg (Baden-Württemberg) |
Rufname, Mutter | Käthe |
Beruf, Mutter | Opernsängerin |
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NSDAP
Im Bundesarchiv Berlin (ehemalig BDC) konnte nur für Günther Schilz die Mitgliedschaft in der NSDAP seit 01.03.1941 nachgewiesen werden. Seine Mitgliedernummer lautete: 8188604. Die anderen Familienmitglieder waren nicht in der Partei.
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Ausbildung
Günther Schilz besuchte das deutsche Gymnasium in Den Haag. Dort waren hauptsächlich Kinder deutscher und ausländischer Diplomaten und Angehörige der deutschen Kolonie in Den Haag.
Günther Schilz hat sich, nach bestandenem Abitur, für eine Offizierslaufbahn bei der Marine entschieden. Die Ausbildung dauerte fast vier Jahre. Sie erstreckte sich auf den Beobachterdienst bei der Marine-Luftwaffe und den Einsatz im Einmann-U-Boot. Diese und weitere Informationen zu Günther Schilz, und seinen Eltern stammen aus der Familienchronik der Familie Schilz, die ein Bruder von Robert Schilz aufgezeichnet hat.
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01.01.1941 – 31.03.1941 | 2. Kompanie 7. Schiffstammabteilung, Stralsund; Offiziersanwärter |
01.04.1941 – 30.09.1941 | Schlachtschiff „Scharnhorst“ |
01.10.1941 – 30.01.1942 | 2. Fähnrichkompanie Marineschule Flensburg-Mürwik; Hauptlehrgang für Fähnrich zur See |
31.01.1942 – 31.03.1942 | 1. Kompanie 2. Abteilung Schiffsartillerieschule, Sassnitz; Fähnrichartillerielehrgang |
01.04.1942 – 03.05.1942 | Kreuzer „Nürnberg“; Fähnrich zur See |
04.05.1942 – 30.06.1942 | Luftnachrichtenschule See, Dievenow; Schülerkompanie z. b. V. (See) |
01.07.1942 – 31.07.1942 | Küstenfliegerstaffel 3/4 … (nicht lesbar laut Deutscher Dienststelle Berlin) |
01.08.1942 – 31.08.1942 | Grosse Kampffliegerschule 5, Parow |
01.09.1942 – 21.02.1943 | Fliegerwaffenschule See, Parow |
22.02.1943 – 28.02.1943 | Marinestation der Ostsee |
01.03.1943 – 27.03.1943 | Marinenachrichtenschule Mürwik; U-Boots-Wachoffizierlehrgang |
28.03.1943 – 09.05.1943 | 34. (leichte Flak) Lehrkompanie Marineflakschule I, Swinemünde-Eichstaden |
10.05.1943 – 04.07.1943 | 2. U-Lehrdivision, Gotenhafen; U-Ausbildungslehrgang |
05.07.1943 – 28.08.1943 | Torpedoschule Mürwik; U-Torpedooffizierslehrgang |
29.08.1943 – 28.11.1943 | „U 560“ 1. Wachoffizier (Abgekürzt 1. WO) |
29.11.1943 – 19.01.1944 | 2. Kompanie 5. Kriegsschiffbaulehrabteilung, Stettin; Baubelehrung für „U 321“ |
20.01.1944 – nicht vermerkt (noch am 24.04.1944) | „U 321“ 1. Wachoffizier (Abgekürzt 1. WO) |
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Beförderungen | |
01.06.1941 | Seekadett (Ernennung) |
01.12.1941 | Fähnrich z. S. |
01.10.1942 | Oberfähnrich z. S. |
01.07.1943 | Leutnant z. S. |
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Laut Deutsche Dienststelle war Günther Schilz Berufssoldat.
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Schlachtschiff „Scharnhorst“ 01.04.1941 – 30.09.1941
Quelle: Schöning & Co., Lübeck
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Es liegen keine Informationen über Lazarettaufenthalte von Günther Schilz vor.
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Die Familiengeschichte
Ab 01.05.1925 war der Vater von Günther Schilz Direktor der „NV Kandem Electriciteits Maatschappij (kurz Kandem). Die Firma wurde Anfang der 1920er Jahre in den Niederlanden gegründet. Hinter Kandem stand die deutsche Firma „Körting & Mathiesen“ aus Leipzig. In der Fabrik in Rotterdam wurde von 1941 bis 1951 produziert. Die Produktion wurde dort 1951 endgültig eingestellt. Welche Produkte im einzelnen in Rotterdam produziert wurden ist nicht recherchiert worden.
Die Unterlagen der „NV Kandem Electriciteits Maatschappij“ helfen uns, den Weg der Familie Schilz in den Niederlanden verfolgen zu können. 1922 zog die Familie von Breda nach Ginneken, 1928 zog sie nach Den Haag. Ginneken, der Geburtsort von Günther Schilz wurde 1942 von Breda annektiert. Innerhalb von Den Haag zog die Familie von der van Mauvestr. in die v. Zaeckstrasse. Das war zugleich die letzte Adresse der Familie in den Niederlanden. Die Familienchronik der Familie Schilz erwähnt, dass Robert Schilz von Juli 1944 bis April 1945 inhaftiert war. Der Grund der Inhaftierung beruhte, laut Überlieferung, auf ein Missverständnis. Das Wohngebiet galt als Sperrgebiet.
Um einen Passierschein zu bekommen, begab Robert Schilz sich zu der hierfür zuständigen amerikanischen Stelle.
Der OvWa (Offizier vom Wachdienst), ein amerikanischer Offizier warf ihm vor, er sei ein verkleideter deutscher Offizier, und veranlasste, dass er ohne gerichtliches Verfahren in ein Zuchthaus eingeliefert wurde. Frau Schilz verliess im Mai 1944 Den Haag. Robert Schilz hat am 23.09.1946 bei einem hohen Beamten in Den Haag eine Rückkehrbewilligung beantragt. Diese Bewilligung wurde allerdings nie ausgestellt.
Die v. Zaeckstr. in Den Haag wird sowohl in den Meldeunterlagen, auf der Mitgliederkarte der NSDAP als auch in dem Sterbebucheintrag von Günther Schilz im Stadtarchiv von Den Haag angegeben. Am 23.09.1946 wurde Günther Schilz aus dem Einwohnermelderegister gestrichen. Als Grund wurde angegeben: Unbekannt verzogen. Dabei wurde der Todesfall, auf Grund einer offiziellen Mitteilung der deutschen Behörden, im Sterberegister von Den Haag unter der Nummer A689 beurkundet. Das Stadtarchiv Den Haag bietet die Möglichkeit online nach Personen zu suchen. Hier findet man alle Mitglieder der Familie. Die Meldedaten der Familie und die Sterbeurkunde von Günther Schilz stehen hier frei zur Verfügung.
Die Umgestaltung läuft Schrittweise ab, wann alle Daten auf der neuen Seite abrufbar sind ist unbekannt. Darunter sind sowohl die Meldedaten der Familie Schilz, als auch der Eintrag zum Todesfall von Günther Schilz im Sterberegister.
Im Standesamt I in Berlin wurde unter der Nummer 15745/1948 der Tod von Leutnant Günter Rudolf Schilz beurkundet. Hier wurde Günther ohne “h“ geschrieben.
Die Mutter von Günther Schilz, Käthe Schilz-Schugt war ausgebildete Opersängerin. In einigen historischen niederländischen Zeitungen finden sich Hinweise auf musikalische Auftritte bis 1930. Wie aus der Familienchronik zu erfahren war, bereitete der Lebenswandel seiner Mutter Günther Schilz mit zunehmenden Alter Schwierigkeiten. Charakterlich sollen sich Vater und Sohn viel näher gestanden haben. Robert Schilz muss seinen Sohn sehr geliebt haben. Auch wenn beide politisch nicht am selben Strang zogen. Dazu gibt es einen Eintrag in der Familienchronik. Da heisst es: “…Robert war durch sein mannhaftes Eintreten für eine vernünftige Behandlung der holländischen Bevölkerung bei den NSDAP-Stellen und besonders der SS unbeliebt geworden. So kam es dann eines Tages in einem Hotel der deutschen Kolonie zu einem Zusammenstoss mit angetrunkenen SS-Offizieren, die ihn provozierten und zu erschiessen versuchten. Hotelangestellte verhüteten durch ihr Dazwischentreten den Anschlag, aber die SS-Leute folgten Robert auf die Strasse und schossen ihm nach. Dank der Dunkelheit und der Geistesgegenwart Roberts – er hatte sich auf den Boden geworfen – gingen die Schüsse fehl und er konnte sich in Sicherheit bringen. Dies geschah kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner.“
Am 13. Januar 1948 bekam die Familie durch einen amtlichen Bescheid Gewissheit über das Schicksal ihres Sohnes Günther.
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Nachruf zum Tode Robert Schilz. Quelle: Briefe, Tageszeitung
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Jetzt sind wir an einem Punkt angelangt an dem ein weiteres Rätsel, der Geschichte der Kommandosoldaten, zu lösen ist. Das Bild zweier deutscher Kriegsgefangene, zwei Mitglieder der Kommandokompanie der Panzer-Brigade 150, der Einheit Stielau / Stab Solar. Der Name des zweiten deutschen Gefangenen fehlte uns noch. Es ist eindeutig: Günther Schilz!
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Lt. Günther Schilz. Quelle: Familienbesitz. . | Der Kriegsgefangene Günther Schilz, zusammen mit seinem Teamkameraden Rolf Meyer (R) |
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Man könnte jetzt die Frage stellen warum, aus einer Gruppe von 7 Kriegsgefangenen (Görlich, Krause, Meyer, Miegel, Pollack, Schilz und Wittsack), nur diese beiden fotografiert wurden. Das Bild diente doch bestimmt der Propaganda. Da machen sich 7 Kriegsgefangene doch besser als 2. Es ist durchaus möglich, dass es noch weitere Bilder gibt, oder gegeben hat. Ob das so ist oder war wird wohl eher durch Zufall geklärt werden. Viel zu weit sind alle Bilder und Unterlagen der US-Army verstreut. Sollten weitere Bilder dieser Gruppe vernichtet worden sein, wieso und wodurch auch immer, werden wir davon nie etwas erfahren.
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Schmidt, Billig und Pernass
Das Foto entstand kurz nach der Gefangennahme der drei.
Der beste Beweis das die beiden in Wintermantel (Meyer und Schilz) NICHT Schmidt, Billing oder Pernass sind.
Quelle: The National WWII Museum New Orleans / Signal Corps US-Army.
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Bundesarchiv Abteilung PA, ehemals Deutsche Dienststelle (WASt)
Aus den von mir eingesehenen Personalkarteikarten* geht hervor, dass laut Meldung vom 15.03.1944, Günther Schilz ein Testament hinterlegt hatte.
Laut Meldung vom 20.03.1945 galt Günther Schilz seit dem 23.12.1944 im Raum Malmedy als vermisst.
Er sei von einem Sondereinsatz nicht zurückgekehrt. Erst eine Meldung vom 13.01.1948 brachte Klarheit in diesem Vermisstenfall.
Laut Meldung, die RAD-Nummer des Death Certificate wird genannt, sei Günther Schilz am 30.12.1944 in Henri-Chapelle verstorben, Todesursache: Musketry. Es gab ein hin und her wegen der Benachrichtigung der Eltern, die inzwischen wieder in Deutschland lebten. Auch die Beurkundung des Sterbefalls verlief nicht ohne weiteres. Da Günther Schilz im Ausland gemeldet war, musste der Sterbefall in Berlin angezeigt werden, die wiederum den Sterbefall beim Standesamt in Den Haag anzeigten.
*Signatur siehe Quellennachweis
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Auskünfte des Internationalen Roten Kreuzes (IKRK) in Genf
(International Committee of the Red Cross, ICRC)
Der Totenschein beim Roten Kreuz in Genf wurde dort unter der RAD-Nummer 94841 archiviert, er zeigt nur eine Besonderheit:
Die Einheit wird mit 13th Para Regt (Fallschirmjäger-Regiment 13) angegeben.
Günther Schilz wurde am 23.12.1944 in Géromont gefangen genommen. Er gehört eindeutig zur selben Gruppe wie Horst Görlich, Arno Krause, Rolf Meyer, Erhard Miegel, Robert Pollack und Dietrich Wittsack.
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Deutscher Soldatenfriedhof Lommel, Belgien. Foto: © Wolfgang Stienes.