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Operation Greif / Ardennenoffensive

Biografien von 16 Kommandosoldaten der Operation Greif, die Bestandteil der Ardennenoffensive war.

☑️   Mit diesem Rundschreiben von Keitel und Westphal fing alles an, nachdem Otto Skorzeny von Hitler den Auftrag zu „Greif“ bekommen hatte.

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Der Anfang einer langen Reise
Im Dezember 2007 stieß ich beim durchstöbern des Internets auf Videomaterial, das eine Hinrichtung zeigte. Es war die Hinrichtung von Günter Billing, Manfred Pernass u. Wilhelm Schmidt.
Da mir die Ardennenoffensive nur entfernt bekannt war, musste ich mich erst einmal schlau machen. Dabei fand ich einen Hinweis auf das Buch von Michael Schadewitz, „Zwischen Ritterkreuz und Galgen“. In der Werbung wurde ein Foto von zwei Kriegsgefangenen gezeigt; das sollten Billing und Pernass sein. Das konnte aber nicht stimmen. Der eine war zu klein, und der andere trug eine Brille, und auch sonst passte da nichts.
Also mal schnell in Fachforen nachgefragt. Nachdem ich feststellte, daß es niemanden gab, dem der Unterschied aufgefallen war, es ist ja auch einfacher, wie die Lemminge hinter einer vorgefertigten Geschichte herzulaufen, machte ich mich auf die Suche.
Ich stellte erst einmal in Frage, daß die drei Namen der Soldaten, die am 23.12.1944 in Henri-Chapelle starben, richtig zugeordnet waren. Denn wer von uns kannte die drei persönlich?
Schon recht schnell hatte ich die Bestätigung, dass die Namen stimmten und auch, dass die Namen den jeweils richtigen Soldaten zugeordnet waren. Somit war nun eindeutig klar, die beiden Gefangenen in Wintermänteln waren weder Pernass, noch Schmidt und erst recht nicht Billing.
Bei meinem ersten Besuch der Gräber im belgischen Lommel entdeckte ich sofort das Grab von Charles William Wiesenfeld. Obwohl einiges auf der Inschrift des Grabkreuzes dagegen sprach. Aber ich sollte recht behalten.
Anfangs ließ ich mich in der Hauptsache von dem Buch von Michael Schadewitz leiten. Aber immer mehr Quellen kamen hinzu. Darunter die Deutsche Dienststelle in Berlin, das Bundesarchiv in Berlin, das Militärarchiv in Freiburg, aber auch Fachforen, die sich mit anderen Dingen, wie zum Beispiel Ahnenforschung, Ballett oder Seefahrt befassten, wurden zur Quellensuche aufgesucht.
So landete ich zum Beispiel beim Kölner Tanzarchiv. Dort war man zunächst völlig ungläubig, dass ein Ballettmeister als Elitesoldat in den Ardennen unterwegs gewesen sein soll. Dort wurde man dann von mir eines Besseren belehrt. Stadtarchive, Landesarchive und Heimatvereine wurden hinzugezogen. Es wurden unzählige Briefe und E-Mails geschrieben. Manche Kontakte waren enttäuschend, manche Kontakte brachten viel mehr, als ich mir jemals hätte träumen lassen.

Die Familien
Wenn ich nach Angehörigen suchte, konnte ich mir nie sicher sein, wie die Reaktion sein würde, da die Thematik eine empfindliche Stelle der Familiengeschichte berührt. Wie würde ich reagieren, wenn es zum Beispiel um meinen Großvater oder Großonkel gehen würde? Mein Ziel war es, mit Hilfe der Angehörigen ein so deutlich wie mögliches Bild der damaligen Ereignisse zu bekommen. Weder wollte (und will ich) den Stab über diese Soldaten brechen, noch wollte ich ihre Entscheidung an „Greif“ teilzunehmen, in den Himmel loben. Nein, erst einmal die beiden auf dem Foto identifizieren, und dann alles, was es zu den in Lommel beerdigten 14 Soldaten gibt, herausfinden; daß es nicht bei den 14 in Lommel bleiben sollte, war da noch gar nicht abzusehen. Es war der erste Besuch in Lommel, der mich neugierig machte. Wer waren diese Männer, und welcher Teufel hatte sie geritten, an so einem waghalsigen Unternehmen teilzunehmen? Bei den meisten Angehörigen war das Wissen, um die Teilnahme an „Greif“, kaum grösser als bei mir. Der inzwischen verstorbene Familienforscher der Familie Pernass konnte dank meiner Recherche sein Wissen erheblich aufstocken. Aber auch einige andere Angehörige wissen nun bedeutend mehr als zuvor. Im Fall Struller ergab es sich sogar, daß ich mit Angehörigen das Grab in Lommel besuchte. Obwohl die Soldaten sich eindeutig (aus heutiger Sicht) für das falsche Ziel eingesetzt hatten, behielt ich immer im Auge, daß ich damals vielleicht auch eine solche Entscheidung getroffen hätte. Aus heutiger Sicht völlig undenkbar, daß ich mich vor den Karren hätte spannen lassen. Ich muß gestehen, daß ich nicht erwartet habe, daß so viel Familienangehörige mit Informationen, Bildern und Dokumenten herausrückten. Trotzdem habe ich mich entschlossen, nicht alles unzensiert offen zu legen. Keine Namen von Angehörigen werden preisgegeben, und Daten, die zu schnell zu Angehörigen führen könnten, wurden von mir geschwärzt. Geschwister bleiben im Normalfall außen vor.
Nur die Schwester von Wilhelm Schmidt wird zitiert. Und wenn die Schwägerin von Erhard Miegel erwähnt wird, ist ja klar, da muss noch ein Bruder dagewesen sein.

Quellen
Wo immer ich kann, werden Quellen genannt, damit jeder die Recherche nachvollziehen kann. Jeder kann, wenn er Lust hat, die Recherche noch einmal mit meinen Quellen machen, und darauf aufbauen.
Wer punkten will, sollte sich die NARA in Washington und Alexandria in Virginia vornehmen. Da gibt es bestimmt noch vieles zu entdecken. Da ich englisch nur mit Hängen und Würgen kann, war ich dort auf die Hilfe von Leuten angewiesen, die vor Ort recherchierten und Geld gekostet haben. Leider nur mit mäßigem Erfolg. Und ich bin mir sicher, daß dort mehr zu holen ist. So gibt es in dem Buch von John Mendelsohn, The History of the CIC ( Teil 11 von Covert Warfare , ISBN 978-0-8240-7960-4.) , mehrere Hinweise auf weitere Informationen bei dem Amerikanischen Nationalarchiv.
Auch in der vorhandenen Literatur gibt es bestimmt noch Hinweise, die sich lohnen würden, es nach zu recherchieren. Obwohl dort auch die meisten Fehlerquellen zu finden sind. So wurde im Buch „Zwischen Ritterkreuz und Galgen“ aus 2 Soldaten ( Günther Schilz u. Günther Schulz) ein Soldat, und deshalb klemmt in dem Buch der Zeitablauf auf den Seiten 170, 171 ein wenig.
Aber dank Michael Schadewitz konnte ich einen „Greif“ hinzufügen, ich meine Oberleutnant Wolfgang Schmidhuber. Bei diesem zeigt sich ganz besonders, daß sich kaum noch einer die Mühe macht, wirklich zu recherchieren. Wie die Lemminge wird einfach abgekupfert und alles in blindem Glauben als wahr übernommen. Mitglieder der Waffen-SS ? Nur weil Skorzeny bei der Waffen-SS war, bedeutet das noch lange nicht, daß die Mitglieder von „Greif“ der Waffen-SS zugehörig waren. Wenn eine Katze in einem Fischgeschäft Junge bekommt, bleiben es dennoch Katzen.
Das vorliegende Ergebnis wäre nicht zustande gekommen ohne die Hilfe der unterschiedlichsten Archive, der Deutschen Dienststelle und einiger Forenmitglieder der unterschiedlichsten Foren. Dafür sage ich meinen aufrichtigen Dank.

Buch oder Internet
Schon während der Suche postete ich anfangs einiges in Foren, sowohl in Deutschland als auch in den Niederlanden. Das führte zu manchen skurrilen Diskussionen. So wurde bemängelt, dass zu viel Hinrichtung zu sehen sei, dabei war es jedem klar, der sich mit diesem Thema befasst, dass am Ende eines sicher war: Der Tod durch Erschießen. Diskussionen über Soldaten, Panzer und Schlachten ohne einen Tropfen Blut, als ob nach jedem Schuss eine Putzkolonne durch die Geschichte ging, sind schon etwas befremdliches.
Andere diskutierten, ob tatsächlich die Nase von Manfred Pernass unter der Augenblinde hervor kam. Ich entschied mich dann, nicht zuletzt angeregt durch Michael Schadewitz, an das schreiben eines Buches zu denken. Dabei hatte ich doch keinerlei Erfahrung im Militärischen. Als dann klar wurde, daß Verlage wohl kein Interesse hatten, es kamen eben keine Muslime in dem Buch vor, begann der Gedanke an eine Internetseite zu reifen. Am besten in englischer Sprache. Das scheiterte letztendlich daran, dass es niemanden gab, der den ganzen Text übersetzen wollte, oder man sich nicht an die Vorgaben der großen Archive halten wollte. Ich hatte nur die Wahl in Deutsch oder in Niederländisch zu schreiben. Die Entscheidung war einfach, dann eben nur in Deutsch.
Die Niederländische Stiftung „Oorlogsslachtoffer“ (Kriegsopfer), in der Person von Richard Schoutissen bot an die Geschichte der Soldaten auf seiner Seite zu veröffentlichen. Richard mit dem ich oftmals Kontakt hatte, konnte mit seinen Verbindungen mehr als einmal helfen, wenn ich mal wieder festhing. Sein Angebot die Geschichten „meiner Jungs“ auf seiner Internetseite publizieren zu wollen, war letztendlich die bessere Wahl. Richard und ich haben daraufhin wochenlang E-Mails ausgetauscht und für jeden „Greif“ eine Seite erstellt. Danach musste noch jemand gefunden werden, der bereit war, das Ganze auf Schreibfehler zu überprüfen, und vielleicht den einen oder anderen Fehler zu entlarven. Der Familienforscher Klaus F., den ich bei meiner Suche nach Angehörigen von Rolf Meyer kennengelernt hatte, war bereit, diesen Part zu übernehmen. So manches alte Dokument, das ich nicht lesen konnte, weil Handschriften nun mal ein Fachgebiet für sich sind, konnte er für mich entziffern. Auch dafür bin ich ihm sehr dankbar. Die nun vorliegenden Biografien sind das Ergebnis der intensiven Zusammenarbeit. Die Geschichten der „Greife“ wird nun so in einem passenden Rahmen publiziert. Denn ich wollte nicht, dass die Ergebnisse meiner Recherche irgendwo im Internet herumgeistern, von bestimmten Leuten verdreht und missbraucht werden. Es musste eben alles stimmen. Ich wollte inhaltlich die Zügel in der Hand behalten, das war ich schon den Angehörigen gegenüber verpflichtet. Es sollte nichts beschönigt oder gar verdreht dargestellt werden. Denn um es ganz klar zu stellen: Ich habe ganz und gar nichts übrig für das Regime, das damals in Deutschland herrschte, habe nichts übrig für rechtes Gedankengut. Das hält Richard und mich aber nicht davon ab, sich mit der Geschichte und den Personen, die mit dem Dritten Reich tun hatten, auseinander zu setzten. In meinem Fall: die Männer, die für ihr Handeln dazu mit dem Leben bezahlten, während die Strippenzieher ungeschoren davonkamen. Das soll jetzt wiederum nicht bedeuten, dass der Tod dieser Männer nur durch Dritte zu verantworten war.
Damit sei nun der Worte genug gewechselt. Ich hoffe, das Ergebnis der jahrelangen Arbeit kann sich sehen lassen. Nochmals allen, die, wie auch immer, bei der Recherche geholfen haben, vielen Dank.

„Wenn über eine dumme Sache endlich Gras gewachsen ist, kommt sicher ein Kamel gelaufen, das alles wieder runterfrisst.“

Wilhelm Busch

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Autor: Wolfgang Stienes | Foto: © Rico Vogels