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Name | Schmidt |
Vorname | Wilhelm |
Rufname | Willi |
Rang | Obergefreiter (Luftwaffe) |
Alias Rang / Name | George Sensenbach |
Geboren | 21.04.1920 in Wiesbaden-Dotzheim (Hessen) |
Gestorben / Hingerichtet | 23.12.1944 in Henri-Chapelle (Belgien) |
Grablage . | Erstbestattung in Henri-Chapelle. Später umgebettet auf die Deutsche Kriegsgräberstätte Lommel (Belgien), Block 24/Grab 470 |
Erkennungsmarke | -1015- 20(Ers.)/Lg. Nachr. Rgt. 12 [12] |
Teamkameraden | Günter Billing, Manfred Pernass |
Datum & Ort Gefangennahme | 18.12.1944 in/bei Aywaille (Belgien) |
Auszeichnungen | K.A. |
Letzte Einheit | Panzer-Brigade 150 Einheit Stielau / Stab Solar |
Vater | Wilhelm Adolf August Schmidt, geb. in Wiesbaden-Dotzheim |
Rufname, Vater | Adolf |
Beruf, Vater | Zimmerman |
Mutter | Karoline Schmidt geb. Schaub, geb. in Wiesbaden, Mainz-Amöneburg (Hessen) |
Rufname, Mutter | Lina |
Beruf, Mutter | Hausfrau |
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NSDAP
Eine Mitgliedschaft von Wilhelm Schmidt oder seinen Eltern konnte nicht festgestellt werden. Nach Informationen seiner Schwester waren weder Wilhelm noch der Vater politisch aktiv.
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Ausbildung
Nach dem Willen des Vaters sollte Willi, so wurde Wilhelm genannt, Anstreicher werden. Der Vater war Zimmermann von Beruf. Willi Schmidt müsste seine Ausbildung rein rechnerisch abgeschlossen haben. Nur kurze Zeit nach seiner Ausbildung dürfte er zur Wehmacht eingezogen worden sein.
Seine noch lebende Schwester kann sich an diese Einzelheiten nicht mehr erinnern. Zu gross ist der Altersunterschied.
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Bei der Deutschen Dienststelle war nur ein Eintrag vermerkt:
Laut Meldung vom 31.05.1941, 20. (Ersatz) Kompanie Luftgau-Nachrichten-Regiment 12.
Laut eigener Aussage (First Army PWI Report No. 17 19-20 Dec.) war Wilhelm Schmidt bei der 5. Kompanie des 223. Luftwaffen-Nachrichten-Regiments bevor er Mitglied der Kommandokompanie (Einheit Stielau) wurde.
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Über Wilhelm Schmidt gibt es keinerlei Informationen zu Lazarettaufenthalten.
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Die Familiengeschichte
Die, einzig noch lebende, Schwester von Wilhelm Schmidt konnte lediglich berichten, dass ihr Bruder in den Niederlanden stationiert war.
Als jugendlicher arbeitete Wilhelm Schmidt auf einem Golfplatz als Caddy und bekam so Kontakt zu Engländern. Hier hatte er die Gelegenheit, sich die englische Sprache anzueignen. Später war er in den Niederlanden stationiert und erweiterte dort seine Sprachkenntnisse durch Schulungen.
Wilhelm Schmidt galt als sehr intelligent. Dieses war auch aus Wiesbaden zu erfahren. Seine Mutter hatte im Dezember 1944 vom Ortsgruppenleiter erfahren, dass Wilhelm als vermisst galt. Als bei Kriegsende die Amerikaner Wiesbaden besetzten, erfuhr die Familie von amerikanischen Soldaten, was geschehen war. Eine inzwischen verstorbene Schwester von Wilhelm Schmidt, brachte die Zeitung „Stars and Stripes“ mit nach Hause. Es muss kurz davor gewesen sein, dass eine Suchmeldung von der Familie an das Rote Kreuz in Genf ging.
Von offizieller Stelle hat es nach Angaben des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge erst 2001 eine Nachricht an die Familie gegeben. Die Deutsche Dienststelle soll diese Nachricht überbracht haben. Ob der fehlende Totenschein beim Internationalen Roten Kreuz dabei eine Rolle spielte oder die Feldpostnummer des 10. Panzerregiments die der Familie damals bekannt war, wird immer im Dunkeln bleiben. Fest steht, dass Wilhelm Schmidt durch die Angabe der Feldpostnummer (32397), beim Roten Kreuz in Genf, noch heute in der Vermisstenbildliste zu finden ist. Wilhelm Schmidt steht dort (ohne Foto) beim 10. Panzerregiment Stab u. Werkstatt Kompanie als vermisst registriert.
Das Militärgeschichtliche Forschungsamt (MGFA) konnte hinsichtlich der Feldpostnummer Licht ins Dunkel bringen.
Bei der besagten Nummer handelt es sich um den Stab der Panzer-Brigade 10. Die Panzer-Brigade 10 war am 27.6.1943 aus dem Stab des Panzerregimentes 10 hervorgegangen, der bereits seit dem 16.9.1942 zur Verfügung des Oberkommandos des Heeres stand. Es wurde nur der Stab aufgestellt. Während des Unternehmens „Zitadelle“ in Russland wurde der Stab aufgeteilt und mit der Führung von Truppen beauftragt. Ab Herbst 1943 erfolgte der Einsatz als Panzer-Ausbildungsstab 2; Im Mai 1944 als Ausbildungsstab in Reims. Ab Spätsommer 1944 leiteten Teile des Stabes die Aufstellung von Panzerverbänden auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr.
(Quelle: Lexikon der Wehrmacht)
Die Aktenlage in diesem Fall ist ziemlich verworren, auch das Wissen innerhalb der Familie hilft nicht wirklich.
Wusste überhaupt jemand innerhalb der Familie, dass Wilhelm Ende 1944 nicht mehr im niederländischen Raum sondern in Grafenwöhr war? Hatte er nur die Feldpostnummer (32397) mitgeteilt ohne seinen Aufenthaltsort zu nennen?
Das einzige, dass aus zwei völlig unterschiedlichen Quellen stammt, ist die Feldpostnummer, der Rest bleibt im Dunkeln.
Das Grab von Wilhelm Schmidt hat die Familie durch eigene Nachforschungen auf dem Deutschen Soldatenfriedhof in Lommel / Belgien gefunden.
Seine Schwester schliesst ein politisches Motiv ihres Bruders, als Grund für die Teilnahme am Unternehmen „Greif“ aus. Sie berichtet: „Mein Bruder war kein Fanatiker! Vielleicht erhoffte er sich eine Beförderung. Er könnte auch den Befehl dazu bekommen haben . . . innerhalb der Familie wurde so gut wie nie über dieses Thema gesprochen.“
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Willi Schmidt (mitte) beim Kartenspiel. Wo und wann das Bild gemacht wurde ist unbekannt.
Quelle: Familienbesitz
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Willis Bruder
Wilhelm Schmidt hatte noch einen Bruder, Jahrgang 1922. Da der Bruder schon in den 1970er Jahren verstorben ist, können wir dort mit ruhigem Gewissen etwas weiter in die Familiengeschichte eintauchen. Nachdem sich ein Nachfahre des Bruders von Wilhelm Schmidt bei uns gemeldet hat wurde schnell klar, das von fundiertem Wissen auch hier keine Rede sein kann. Der Bruder war ebenso wie Wilhelm bei der Luftwaffe, allerdings in einer anderen Einheit.
Nach dem Krieg ist der Bruder von Wilhelm zur Fremdenlegion gegangen. Der Bruder hat innerhalb der Familie geäussert das Wilhelm wohl der Operation Greif beigetreten sei, um eine in Aussicht gestellte finanzielle Belohnung zu erhalten, und weil er nach erfolgreichem Gelingen der Operation vorzeitig aus der Wehrmacht entlassen worden wäre. Er (Wilhelm) hätte sich dann mit dem Geld beruflich selbständig machen können. Dieses wurde auch von anderen Familienmitgliedern geäussert. Es ist jedoch nach so langer Zeit kaum noch möglich festzustellen woher die einzelnen Mitglieder der Familie dieses Wissen hatten, es ist daher sehr gut möglich, dass die Quellen sich gegenseitig quasi verschmutzt haben. Daher gehe ich davon aus das der Bruder die ursprüngliche Quelle ist. Das den Teilnehmern des Kommandounternehmens Greif eine finanzielle Belohnung versprochen wurde halte ich, für nicht mehr als eine Vermutung. Sollte es tatsächlich so gewesen sein dass den Teilnehmern der Operation Greif eine Belohnung in Aussicht gestellt wurde, wäre es das erste Mal das mir das untergekommen ist. Auch eine vorzeitige Entlassung, wäre das Unternehmen gelungen, halte ich für ein Gerücht. Ich finde es aber bemerkenswert das beide Brüder sich in ein militärisches Abenteuer stürzten. Warum der Bruder damals zur Fremdenlegion ging ist in der Familie bekannt.
Der als sehr streng beschriebene Vater könnte eine Rolle dabei gespielt haben, muss es aber nicht.
Ich zeichne dieses nur auf um einmal zu zeigen das innerhalb der Familien oftmals grosses Rätselraten stattfand wenn es um die Gründe ging weshalb ein Angehöriger an der Operation Greif teilgenommen hatte.
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Willi Schmidt etwa 1929. Das Bild stand immer auf dem Nachttisch seines Bruders. Quelle: Familienbesitz
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Bundesarchiv Abt. PA ehemalige Deutsche Dienststelle (WASt)
Um die Militärzeit von Wilhelm Schmidt einigermassen rekonstruieren zu können, mussten unterschiedliche Quellen gefunden werden. Die Deutsche Dienststelle hat nur sehr wenige Informationen zu Wilhelm Schmidt.
Laut der Schwester hat die Familie, Wilhelm Schmidt seinerzeit für tot erklären lassen.
Auszug aus dem Brief der Deutschen Dienststelle in Berlin vom 18.05.2009: “Im Jahre 1976 wurde bekannt: Am 23.12.1944 auf Anordnung der US-Militär-Kommission erschossen. Daraufhin erfolgte die Anzeige des Kriegssterbefalles beim Standesamt in Wiesbaden, welche am 26.10.1976 in Wiesbaden-Dotzheim beurkundet wurde“.
Die nun (März 2021) von mir eingesehene Personalkarteikarte* bestätigt im grossen u. ganzen das damalige Chaos. Laut Meldung vom 20.03.1945 galt Wilhelm Schmidt, seit dem 23.12.1944 im Raum Malmedy, als vermisst. 1946 gab es einen Kontakt zum Suchdienst des Roten Kreuzes, der muss allerdings ergebnislos geblieben sein, da hierzu keine weiteren Meldungen auf der Karteikarte vermerkt sind. Erst ab Oktober 1976 tut sich auf der Karte wieder etwas. Die Eltern können zu dem Zeitpunkt nicht ausfindig gemacht werden, die Schwester fragt u.a. nach der Grablage. Interessant ist eine Meldung vom 02.08.1976, leider fehlt hier eine nachvollziehbare Quellenangabe. Es ist die nachfolgende Meldung die mir am 18.05.2009 in einem Brief mitgeteilt wurde: Wilhelm Schmidt wurde auf Anordnung einer Militärkommission erschossen.
Auffällig ist, dass auf der Karte die Grablage auf dem Friedhof in Henri-Chapelle (Pl.W, Rh. 8 Grab150) genannt wird. Danach folgt die aktuelle Grablage auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Lommel. Das Datum der Umbettung wird nicht genannt. Auf dem Report of Burial von Manfred Pernass wird dessen Grablage (Grab 152, Rh. 8 Pl. W.), in Henri-Chapelle, genannt. Dazu die neben ihm liegenden Soldaten. Billing lag in Grab 151. Nun steht fest, dass die drei in Henri-Chapelle genauso bestattet lagen wie jetzt in Lommel. Auf der Karte geht es dann im Wesentlichen nur noch um die Beurkundung des Sterbefalls. Ein Death Certificate hat es demnach nicht gegeben.
*Signatur siehe Quellennachweis
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Schmidt, Billing und Pernass.
Das Foto entstand kurz nach der Gefangennahme der drei.
Es mag Zufall sein, die drei stehen auf dem Foto wie am Tag der Hinrichtung.
Quelle: The National WWII Museum New Orleans / Signal Corps US-Army.
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The Tribune Scranton Pennsylvania 27 Dec 1944
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(Übersetzung)
ZUSCHAUEN WIE DREI NAZI-SPIONE STERBEN
(Richard D. McMillan)
BEI DEN AMERIKANISCHEN STREITKRÄFTEN IN BELGIEN, 23. DEZEMBER (verzögert) (U.P.)
-Ich sah zu, wie drei deutsche Spione an diesem eiskalten Morgen durch ein Erschießungs-kommando der amerikanischen Militärpolizei starben, nachdem sie mehrere Stunden lang vor Gericht standen, weil sie in amerikanischen Uniformen durch unsere Frontlinie eingedrungen waren.
(Die Hinrichtung der Spione wurde für Samstag angekündigt. Sie fuhren in einem Lastwagen* der amerikanischen Armee durch die Frontlinien, bewaffnet mit amerikanischen Waffen, sie hatten Sprengstoff für Sabotagezwecke dabei und waren mit einem Funkgerät ausgestattet waren.)
In der Ferne dröhnten die amerikanischen Geschütze. Wir fröstelten im grauen Dunst, als wir sahen, wie die drei Deutschen, begleitet von einer bewaffneten Wache, zum Sterben herausgebracht wurden. Sie trugen amerikanische Arbeitsuniformen.
Als erster wurde der Offiziersanwärter Günther Billing, 24, zu einem Pfosten gebracht. Er war zierlich und trug eine Brille, aber der Offizier, der die Hinrichtung leitete, sagte: „Er ist zäh. Er ist ein echter Nazi“.
Als nächstes kam Unteroffizier Manfred Pernass. Dieser zitterte vor Kälte, nicht vor Angst.
Pernass war ebenfalls 24 Jahre alt. Als er aus der Baracke marschierte, schaute er jedes Mal um sich, wenn er einen Befehl hörte, und schaute dann auf die Füße der Wachen, um sicher zu gehen, dass er bei den Rechts- und Linkskurven zu den Pfosten keinen Fehltritt machte.
Der letzte war Obergefreiter Wilhelm Schmidt, 24, totenbleich, aber emotionslos.
Ein amerikanischer Kaplan ging auf jeden Mann zu und fragte, ob er eine Nachricht für seine Eltern habe.
(Drei Zeilen zensiert).
Als Pernass sich dem Pfosten näherte, tat er die Hände hinter sich, damit man ihn fesseln konnte. Die drei Männer wurden an den Füßen und um den Körper herum an den Pfosten gebunden. Ein Sanitätsoffizier steckte jedem Mann eine weiße Scheibe über das Herz als Ziel für das Erschießungskommando.
Es dauerte 10 Minuten, bis die Vorbereitungen abgeschlossen waren.
(Achtzehn und Eineinhalb Zeilen zensiert.)
Als er die ersten beiden Worte des Erschießungsbefehls hörte, rief er (vermutlich Billing) mit quietschender Stimme auf Deutsch: „Lang lebe unser Führer Adolf Hitler“. Die Gewehre feuerten. Die drei Männer wurden wie von einem elektrischen Schlag getroffen nach vorne geschleudert.
(Acht Zeilen zensiert.) Ich erfuhr, dass, bevor die drei Männer die Baracken verließen, sechs deutsche Frauen, die interniert waren, ihnen Lieder gesungen hatten.
* Army Truck bedeutet nicht unbedingt Lastwagen, auch leichtere Fahrzeuge (1/4 Tonner) werden Truck genannt.
Die Übersetzung blieb so nahe wie möglich am Originaltext.
Übersetzt mit DeepL Translator (kostenlose Version).
Bearbeitung, W. Stienes.
Beratung, Steve Anderson.
Auskünfte des Internationalen Roten Kreuzes (IKRK) in Genf
(International Committee of the Red Cross, ICRC)
Der Totenschein fehlt beim Internationalen Roten Kreuz in Genf.
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Suchanfrage der Familie beim Roten Kreuz Genf. Quelle: Archiv des Roten Kreuzes Genf
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Im Archiv des Roten Kreuzes in Genf fand sich eines der wenigen Unterlagen in Bezug auf Wilhelm Schmidt. Es betrifft eine Karte, die von der Familie im November 1945 an das Rote Kreuz geschickt wurde. Obwohl diese Karte den Zweck hat, kurze Nachrichten an Kriegsgefangene zu schicken enthält diese Karte nur den Absender und den Empfänger, den Obergefreiten Wilhelm Schmidt. Es wurden noch die Geburtsdaten angegeben. Das alles macht diese Karte aber nicht interessant. Als Militärabteilung wird nur eine Nummer angegeben, 32397 Holland – Belgien. Dem Poststempel nach wurde die Karte am 20.11.1945 in Wiesbaden-Dotzheim abgestempelt.
Die auf der Karte genannte Feldpostnummer gehörte, laut Vermisstenbildliste, dem Stab des 10. Panzerregiments. Seit März 1943 gehörte die Feldpostnummer allerdings dem Stab der Panzer-Brigade 10.
Wie man dem PWI Report Nr. 17 (19/20 Dec.) entnehmen kann wurde die Feldpostnummer der Einheit Stiehlau zwecks Weihnachtspost zugeteilt.
In dem US-Report wird auch die Einheit genannt von der Wilhelm Schmidt kam als er zur Einheit Stielau wechselte. Es war die 5. Kompanie des Luftwaffennachrichten-Regiment 223, in den Niederlanden.
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US-Report. Quelle: NARA, 498:245:box1283:folder December 12-31 1944
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Deutscher Soldatenfriedhof Lommel, Belgien. Foto: © Wolfgang Stienes.